Herbst-Trekking am Albsteig

Von Natascha (24), Bonn & Isabell (24), Kirchzarten
Im Oktober 2017 war es endlich soweit – wir packten unsere Rucksäcke, schnappten die Wanderschuhe und starteten mit Vorfreude auf unsere 6-tägige Wanderung durch den Schwarzwald. Nach ferneren Gefilden im Frühjahr, als wir den Torres Del Paine in Patagonien durchwanderten, wollten wir es dieses Mal mit weniger Planung angehen und entschieden uns deshalb für den nahe gelegenen Albsteig. Zu den geplanten vier Tagen auf dieser Strecke fügten wir zwei zusätzliche, eigens gewählte Tagesetappen hinzu, um die Distanz unserer vorhergehenden Tour zu toppen. Das Ziel lautete 120 km zu erreichen. Mit dem Bus gelangten wir am frühen Morgen nach Albbruck; mit dabei unsere kiloschweren Rucksäcke, deren größte Last das Zelt darstellte. Trotzdem waren wir wild entschlossen, abends nicht in festen Unterkünften einzukehren. Wir wollten die Natur hautnah erleben und verzichteten dafür auf so manchen Komfort.

Die erste Etappe führte uns vorbei an bunt gefärbten Laubbäumen, die den Herbst von seiner schönsten Seite zeigten. Auf dem Weg nach Schachen erhofften wir uns den Anblick einiger Gämsen, hier war das Glück allerdings nicht auf unserer Seite. Umso mehr Glück hatten wir mit dem Wetter während den gesamten 6 Tagen unserer Wanderung. Strahlend blauer Himmel ließ jede Kulisse wunderschön aussehen und bescherte uns wunderschöne Sonnenunter- und -aufgänge; zusätzlich zu leicht sonnenverbrannten Nasen. Das nächste Highlight an diesem Tag war die tiefe und beeindruckende Albschlucht. Nach schönen Aussichtspunkten entlang unserer Strecke mussten wir durch das ungewohnt schwere Gepäck reichlich Pausen einlegen. Bevor die Dunkelheit hereinbrach bauten wir unser Zelt am Trekkingstützpunkt in Immeneich auf und wie an jedem der folgenden Tage fielen uns schon früh die Augen zu.

Ein leckeres Frühstück mit frischem Bauernbrot in einem Gasthaus in Immeneich ließ uns gut in den zweiten Tag starten. Neben dem sonst eintönigen Proviant gönnten wir uns hin und wieder eine Einkehr in einem Wirtshaus. Es folgte der steile Aufstieg nach Wolpadingen, der mit einer tollen Aussicht auf die Alpen belohnt wurde. Nach einem weiteren Aufstieg auf den Bildsteinfelsen mit einem weiten Blick über das Albtal ging es weiter in Richtung Albsee, da sich dort unser nächster Trekkingstützpunkt befand.

 

Albsee bei St. Blasien
Albsee bei St. Blasien

Am nächsten Morgen motivierte uns der Gedanke auf einen leckeren Kaffee in St.Blasien dazu, die Wanderrucksäcke wieder aufzusatteln und weiterzumarschieren. Den Zwischenstopp in St. Blasien hatten wir eingeplant um nicht nur unsere Reserven aufzufüllen, sondern auch unseren Proviant. Die Kulisse um das alte Benediktinerkloster war traumhaft und wir wurden trotz sperrigem Gepäck und rustikalem Auftreten immer freundlich und neugierig empfangen. Nachdem wir frische Energie getankt haben, ging es schnellen Schrittes in Richtung Menzenschwand. Durch eine kleine Umleitung bedingt wanderten wir durch kleine Wälder, die uns an diesem sonnigen Tag etwas Schatten spendierten. Menzenschwand selbst bietet außer einem Zeltplatz noch ein wunderschönes Erholungsbad, in dem man die Abendstunden erholsam ausklingen lassen und sich auf eine kalte Nacht im Zelt vorbereiten kann. Ohne schweres Gepäck konnte man das „Radon Revital Bad Menzenschwand“ schnell zu Fuß erreichen und dann die müden Beine im warmen Wasser etwas auskurieren. Diese Nacht entpuppte sich als die kälteste während unserer gesamten Tour, weshalb wir uns am nächsten Morgen – der der letzte auf unserer Reise des Albsteigs darstellte – sehr über ein Frühstück mit heißem Tee und frischen Brötchen bei Verwandtschaft aus dem Menzenschwander Tal freuten. Diese leistete uns anschließend eine motivierende und zugleich informative Wegbegleitung durch den Menzenschwander Wasserfall bis hin zum steilen Anstieg in Richtung Feldberg.

Sonnenuntergang am Herzogenhorn (1.415 müM)
Sonnenuntergang am Herzogenhorn (1.415 müM)

Wir hatten großen Respekt vor diesem Wegstück doch bereits zur Mittagszeit wurden wir mit dem schönen Feldberg Panorama belohnt. Nach einem kurzen Päuschen ging es weiter in Richtung Herzogenhorn, Bernau. Der Oktobersonntag wurde ungewöhnlich warm und sonnig, sodass wir einigen freudigen Wanderern begegneten, die uns zusätzlich motivierten den Gipfel des Herzogenhorns zu erklimmen. Oben angekommen waren das schwere Gepäck, die schmerzenden Schultern und die Blasen an den Füßen direkt vergessen. Dieser Aufstieg hatte sich mehr als gelohnt. Durch das gute Wetter hatte man eine sehr weite Sicht, so konnten wir nicht nur unseren ersten Gipfel des Tages – den Feldberg – bewundern, sondern sogar das Alpenpanorama genießen. Wir entschieden uns, dass wir als Highlight bis zum Sonnenuntergang warten und uns erst danach Richtung Bernau aufmachen. Wenn die Sonne untergeht und die Berggipfel in rotes Licht getaucht werden, wird einem sofort klar, weshalb man die Strapazen auf sich nimmt. Der lange Rückweg nach Bernau war dank unserer Stirnlampen kein Problem und zum Glück hatten wir in Bernau auch schnell einen guten Platz für unser Zelt gefunden, in dem wir die letzte Nacht verbrachten.

Am nächsten Morgen konnten wir unser Gepäck etwas erleichtern und das Zelt an Familie in Bernau übergeben. Mit deutlich leichterem Rucksack machten wir uns nun auf zu unserem eigens geplanten Weg über den Blößling nach Todtmoos. Pünktlich zur Mittagszeit kamen wir auf dem Gipfel an und konnten auf den schönen Bänken den Ausblick auf unsere gestrigen Highlights – das Herzogenhorn und das Feldberggebiet – genießen. Der weitere Weg nach Todtmoos führte vorbei am Ledernen Tschobenstein in Richtung Hochkopf. Verwurzelte Wege und dicht bewaldetes Gebiet machen dieses Wegstück zu einem verträumten und romantischen Ort. Am späten Nachmittag erreichten wir Todtmoos und kehrten erstmalig auf unserer Trekkingtour in einem Hotel ein. Wir ließen den letzten Abend mit einem Besuch in der Sauna und einem Abendessen in einem Restaurant ausklingen. Dabei beschlichen uns größere Zweifel, ob wir die letzte Tagesetappe mit Ziel Wehr überhaupt antreten sollten. Wir hatten teilweise mit großen Blasen an den Füßen zu kämpfen und wollten den nächsten Morgen abwarten.

Trotz großer Schmerzen entschieden wir uns dazu, uns nicht von unserem Ziel abbringen zu lassen und so starteten wir den Weg mit vielen Pflastern und Tape-verpackten Füßen. Ein stärkendes Frühstück sollte die nötige Energie bringen. Die letzte Tagesetappe war gleichzeitig eine Etappe des Schluchtensteigs. Wir folgten an diesem Tag also einem neuen Symbol, welches uns zu großen Teilen durch Waldstücke entlang steiler Abhänge führte. Hin und wieder erhaschten wir Blicke auf die enge Wehratalschlucht. Allerdings waren unsere Blicke an diesem Tag schon häufig Richtung Boden gerichtet und wir hingen unseren eigenen Gedanken nach, um das Ziel trotz unserer schmerzenden Glieder zu erreichen. Fröhliche  Plaudereien gab es an diesem Tag nur noch selten. Als wir endlich den Wehrastausee erreichten schien Wehr zum Greifen nahe. Mit letzter Energie humpelten wir nahezu in das schöne Städtchen. Ein passendes Ziel war schnell gefunden: Ein Eiscafe, wo wir uns erst einmal ordentlich für die letzten anstrengenden aber doch wunderschönen und unvergesslichen Tage belohnten. Jetzt sehnten wir uns danach die Füße hochzulegen, eine erfrischende Dusche zu nehmen und in das eigene Bett zu kriechen.

Insgesamt eine empfehlenswerte Route für jeden, der ein kleines Abenteuer sucht und den Schwarzwald hautnah erleben will. Die Wege sind bestens ausgeschildert und es ist generell wenig Planung erforderlich. Die nötige Kondition und Ausrüstung sollte man mitbringen, jedoch können die Strapazen deutlich erleichtert werden, wenn man statt dem Zelt ein bequemes Hotel aufsucht. Wir persönlich würden allerdings wieder zum Zelt
greifen, da es uns der Natur noch näher gebracht hat.