Wanderstrecken Test Etappe 1

Riesige Felsbrocken, märchenhaft vermooste Wälder, neugierige Gämsen und schmale Pfade an der Hangkante der Albschlucht.

Ein Arbeitstag, der einem eher wie ein Urlaubstag vorkommt. Was uns heute bevorsteht: Die Wanderstrecke für die Eröffnungsfeier des neuen Albsteigs muss getestet werden. Schließlich soll die Wanderung an diesem besonderen Tag für alle machbar, abwechslungsreich, aber doch nicht zu lange sein. Da wir uns in diesem Teil des neuen Fernwanderwegs fast nicht auskennen – ein No-Go, sollten demnächst die ersten Wanderer anrufen, um sich über den Weg zu informieren – entscheiden wir uns dafür, gleich die komplette erste Etappe des Albsteigs von Albbruck nach Görwihl zu wandern. Es ist Anfang März, das Wetter für die Jahreszeit viel zu warm, aber für die knapp 12 Kilometer lange Wanderung in den schattigen Abschnitten genau richtig.

Der Tagesrucksack mit GPS-Gerät und Kamera ist gepackt, die Autos an den Start- und Endpunkten bei Albbruck und Görwihl geparkt. Bis zu seiner Eröffnung am 18. Juli müssen am Albsteig ein paar Wegearbeiten nachgebessert werden und auch die Beschilderung ist zu dem Zeitpunkt noch nicht angebracht. Manche Wegabschnitte sind ohne entsprechendes GPS-Gerät und Vorkenntnisse über die Arbeiten an der Strecke nicht zu finden. Gott sei dank war ich aber letztes Jahr schon einmal unterwegs um die neu gebauten Wegabschnitte zu kontrollieren, sonst würden mein Chef Klaus und ich sicher an ein paar Stellen im Dreieck herumirren.

Am Start der insgesamt 83 Kilometer langen Wanderstrecke bis zum Feldberg wird ein drei Meter großes Portal in Form des Albsteig-Logos mit einem integrierten Wasservorhang am Bahnhof in Albbruck sein. Heute steht das Portal natürlich noch nicht, es wird erst bei der Eröffnung von allen beteiligten Bürgermeistern und Landrat Dr. Kistler enthüllt. Am Zielpunkt des Fernwanderwegs, direkt am Grafenmattlift beim Feldberg, wird das Gegenstück, in Form eines Tunnels stehen.

So stellen wir uns das Portal eben noch vor und wandern durch Albbruck, an der alten Eisenbahnbrücke vorbei und biegen in Richtung Schachen ab. Durch den lichten Laubwald geht es eine Zeitlang angenehm bergauf, aber wir merken schnell, dass es für uns beide die erste Wanderung in diesem Jahr ist und es sich mit einem leichten Schnupfen eben doch nicht so leicht wandern lässt. Kurz vor Schachen müssen wir schon das erste Mal auf das GPS-Gerät schauen, hier beginnt der erste neu angelegte Wegabschnitt, der noch nicht ausgeschildert ist. Also biegen wir rechts in den Wald ein und bekommen schon eine Ahnung davon, was uns die nächsten Kilometer bis nach Görwihl erwartet. Die ersten Felsbrocken sind zu sehen. Nach einem kurzen, aber pusteraubenden, steilen Abschnitt sind wir an der Talkante angelangt. Ein kurzer Blick nach links und wir können unseren Augen nicht trauen: Eine Herde Gämsen grast ruhig auf der Waldlichtung, ergreifen aber die Flucht als sie uns bemerken. Zehn Schritte weiter können wir unser Glück wieder kaum fassen, links neben uns huschen doch tatsächlich noch zwei Rehe durch den Wald.

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Beschriftung
Wanderstrecken Test Etappe 1 Bild 2
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In Schachen angelangt, machen wir bei einem kleinen Brunnen am Ortsrand einen ersten Zwischenstopp und sind von der herrlichen Sicht über das Rheintal und den Hotzenwald überwältigt. Handy raus, schnell ein Selfie machen und an die Kollegen in die Gartenstraße schicken – ja wir sind fies, aber einen solchen Tag erlebt man schließlich nicht oft. Hier am Ortsrand von Schachen wurde ein neuer, befestigter Wanderweg angelegt, sodass auch Familien mit ihren Kinderwägen einen kleinen Spaziergang um Schachen machen können. Im Sommer wandert man hier entlang der hohen Maisund Rapsfelder. Wir freuen uns aber schon über das erste wachsende Gras und ein paar blühende Blumen.

Wir verlassen Schachen in Richtung Nord-Osten – hier soll die Eröffnungswanderung enden, wir wandern die Tour heute in umgekehrter Richtung – und machen uns an den Abstieg zurück zur Alb am Studingersteg. Erst geht es entlang der Talflanke wieder angenehm durch lichten Wald. Ich erzähle von einer Begehung im letzten Herbst, und dass ich genau an dieser Stelle auch Gämsen gesehen hatte, da laufen uns schon wieder drei der neugierigen Tiere über den Weg! Bald wird der Weg steiler und das Landschaftsbild ändert sich. Auf einmal tauchen riesige Felsblöcke rechts und links auf, der Pfad zickzackt sich seinen Weg steil abwärts durch den dunklen Mischwald. Am Studingersteg angelangt bleiben wir stehen und genießen das Rauschen der Alb. Hier macht sich ein ungewöhnliches Bild auf: mitten im Flussbett liegen riesige, teils kleinwagengroße Felsbrocken und trotzen der schäumenden Alb.

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Weiter wandern wir wieder bergauf, dieses Mal an der anderen Talseite der Alb entlang. Nach dem kurzen steilen Aufstieg bis nach Hohenfels verläuft der Weg wieder angenehm leicht bergauf. Bald erreichen wir die Peterskanzel oberhalb der momentan gesperrten Albtalstraße. Auf dieser Aussichtskanzel kann man den Blick in das Albtal genießen. Wir haben nun fast die Hälfte unserer Strecke geschafft und gönnen uns eine kleine Vesperpause. Noch schnell ein paar Fotos machen und weiter geht’s, dieses Mal auf einem schmalen Pfad direkt an der Hangkante des Albtals. Rechts sieht man manchmal flache Wiesen, links geht es teilweise senkrecht den Abhang herunter. Dieser Wegabschnitt überrascht uns total, mit einer solchen Landschaft haben wir hier nicht gerechnet. Immer wieder laden Bänke und Aussichtspunkte mit Blick auf den Steinbruch bei Tiefenstein zum Verweilen ein und auch hier stehen sie wieder: riesige Felsbrocken, wie aus dem Nichts gewachsen.

Bald neigt sich der Weg bergab und wir erreichen Tiefenstein, den Startpunkt unserer Eröffnungswanderung am 18. Juli. Wir sind begeistert über unsere geplante Strecke – nun können wir den Rest der Veranstaltung weiterplanen. Nachdem wir Tiefenstein durchquert haben, biegen wir wieder rechts in einen breiten Forstweg ab, dem wir einige Zeit folgen. Auch hier kenne ich die neue Strecke bereits, sonst hätten wir den Abzweig zum Kaibenfelsen verpasst. Wir verlassen also den breiten Forstweg und wandern über die Strecke, die bald auch als neuer Hauptweg des Schwarzwaldvereins Görwihl dient. So kommt man nun direkt am Kaibenfelsen vorbei und muss keinen Abstecher einplanen. Auch hier hätte man wieder die Möglichkeit zu einer Rast mit Ausblick über die Waldhänge des unteren Albtals, aber wir machen nur ein paar Fotos und brechen dann schnell wieder auf.

Der nächste Wegabschnitt ist wenig spektakulär, das dachten wir zumindest, bis wir an der Mündung des Höllbachs ankommen. Schon von oben sehen wir, dass dieses Plätzchen ein ganz besonderes sein muss. Überall gurgelt und sprudelt es und die hier zugängliche Alb lädt zum Verweilen und Füße kühlen ein. Der Waldboden ist mit herrlich grünem Moos überzogen und die Sonne glitzert auf dem Wasser. Wir folgen dem kleinen Höllbach hinauf, der sich bald zu einem tollkühnen Wasserfall entwickelt. Es geht über Stock und Stein, über Brücken und auf gesicherten Pfaden zum Wasserfall, wo man unbedingt nochmal eine kleine Pause einlegen muss. Hier am Höllbachwasserfall ist das Ziel der ersten Etappe erreicht. Wer als Fernwanderer unterwegs ist, sollte nun zu seiner Übernachtungsmöglichkeit in Görwihl abbiegen, da das nächste Etappenziel in Dachsberg an einem Tag fast nicht machbar ist. Wir folgen dem Abzweig ebenfalls und kommen dann nach wenigen Gehminuten glücklich wieder in Görwihl am Auto an.